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Freitag, 10. Mai 2024

Das wichtigste Wochenende des Jahres

Jochen Lotz, Headcoach der JBBL ratiopharm ulm, zum Status Quo vorm Top Four-Wochenende.

Am Freitag geht es für die JBBL ratiopharm ulm nach Berlin zum diesjährigen Top Four nach Berlin. Dort steht die Uuulmer U16-Bundesliga-Vertretung neben ALBA Berlin, den EWE Baskets Oldenburg und der Porsche Akademie Ludwigsburg im Kampf um die deutsche Meisterschaft. Im Interview verrät Headcoach Jochen Lotz, was sein Team auszeichnet und unter welchen Bedingungen jenes in das wichtigste Wochenende des Jahres startet. 


Im Halbfinale trefft ihr auf Alba Berlin, welche ja auch über einen gewissen Heimvorteil verfügen, was erwartet ihr von der Partie und wie bereitet ihr euch auf den Berliner Nachwuchs vor?

"Wir freuen uns erstmal riesig auf die Partie. Da das Top Four in Berlin ist, erwarten wir viele Zuschauer, vor allem auch Berliner Zuschauer, und geile Stimmung. Einen Heimvorteil gibt es mit Sicherheit, allerdings hat die Saison bisher gezeigt, dass uns das wenig bis nichts ausmacht. Da war das Team unglaublich resistent gegenüber imposanter Kulissen. Vor allem in Bonn, wo etliche Fans, teilweise auch aus dem Fanclub der Bundesligamannschaft, da waren oder in München, wo wir vor 300 gegnerischen Fans gespielt haben, konnten wir unser Spiel unverändert spielen. 
Auf Berlin bereiten wir uns jetzt seit anderthalb Wochen vor, der Fokus lag jedoch immer auf uns - auf dem, was wir gut können und was wir besser machen müssen. Alba haben wir uns im Video dennoch genauestens angeschaut und Lösungen für deren Spiel erarbeitet."


Das ist bereits dein zweites Top Four als Ulmer Headcoach, inwiefern hat sich deine Einstellung und deine Stimmung im Vergleich zu 2022 verändert?

"Man geht natürlich ein bisschen entspannter an die Sache ran und ich hoffe das überträgt sich auch ein bisschen auf die Jungs. Man weiß was auf einen zukommt, rein organisatorisch - viele Sachen liefen in der Vorbereitung dieses Jahr deutlich besser, da man die Fehler des vergangenen Mals vermeiden kann. Nichtsdestotrotz ist es eine aufregende Angelegenheit, jetzt gerade steigt die Spannung stündlich, die Vorfreude ebenso. Wir haben die ganze Saison darauf hingearbeitet, so gesehen sogar auch letzte Saison, da kribbelt es davor natürlich schon."
Jochen Lotz konnte mit seinem damaligen Team bereits im Jahr 2022 das Top Four gewinnen. Foto: JBBL/NBBL
Wie gehen die Jungs mit der Qualifikation um? Wo zwischen Aufregung und Überzeugung ordnest du die Stimmung des Teams ein?

"Momentan sehe ich ganz viel Vorfreude und gute Stimmung. Die Nervosität setzt glaube ich am Freitag mit dem Beladen des Busses oder spätestens mit dem Betreten der Halle in Berlin ein. Dadurch, dass die meisten von ihnen bereits mit Mike und Almir Meister in der U14 geworden sind und wir letztes Jahr auch den DBB-Pokal in der U15 holen konnten, kennen sie die Situation schon. Ich glaube, dass die Jungs auch gemerkt haben, dass wir am stärksten sind, indem wir da als Team zusammenhalten und unsere Sache einfach durchziehen. Die Überzeugung und der Glaube an uns wird am Ende überwiegen"


Was erwartest du vom Event an sich? Parallel zum JBBL Top Four findet ja auch das der NBBL und der WNBL statt.

"Dass man endlich alles in einem Event stattfinden lässt war glaube ich lange überfällig. Auch wenn das Rahmenprogramm von Freitag bis in den späten Sonntagabend doch zeitlich gesehen recht lang ist, gibt es vermutlich keinen besseren Ort wie Berlin, um das Ganze zu veranstalten. Die Dichte an Basketballteams und Menschen allgemein wird hoffentlich viele Zuschauer anziehen. Die Organisation im Vornherein durch Alba Berlin und durch die NBBL war sehr positiv und professionell - das erwarte ich auch vom Event."


Ihr habt dieses Jahr erstmalig mit einem Mental Coach gearbeitet - inwiefern habt ihr dieses große Privileg nutzen können?

"Schwierig das in Korrelation zu setzen. Die Idee war die Jungs da mal heranzuführen, sie wach zu rütteln und ihnen eben in dieser wichtigen Phase im Alter von 15 und 16 Jahren, wo eben auch ganz viel im Kopf und im Körper passiert, zu zeigen welchen Impact das hat. Was ich anmerken muss, wo ich jedoch nicht weiß ob es darauf zurückzuführen ist, ist dass wir als Team mental deutlich stärker sind als ich zu Beginn der Saison erwartet hatte. Gerade in Bezugnahme auf diese tollen Auswärtsauftritte, wo wir dem Gegenwind der Heimfans standhalten konnten. Auch schwierige Situationen, seien es Schiedsrichterentscheidungen, Verletzungen oder ähnliches, haben die Jungs geradezu hervorragend gehandhabt. Das lässt sich hoffentlich darauf zurückführen. Ist auf jeden Fall ein wichtiger Schritt gewesen, um den Jungs zu zeigen, dass Basketball - mittlerweile weniger denn je - nicht einfach nur ein bisschen in der Halle dribbeln ist und im Kopf anfängt."


Während der Saison wart ihr von einigen schweren Verletzungen geplagt, wie habt ihr das Fehlen jener Spieler kompensieren können und in welcher Verfassung seid ihr im Moment?

"Es war die typische Next Up-Mentalität, die uns da den Erfolg gesichert hat. Es sind andere Leute in die Bresche gesprungen, wir sind als Team unglaublich stark gewesen und haben durch unseren tiefen Kader auch bei Foulproblemen das Fehlen einzelner Charaktere gut auffangen können. Einzelne sind mehr in andere, größere Rollen geschlüpft und das zieht sich durch die ganze Saison. Seit unserer knappen Niederlage gegen Ludwigsburg im Januar haben wir alle Spiele gewinnen können, das auch immer recht souverän. Diese sehr gute Phase der letzten Monate wollen wir am Wochenende auch weiterführen. Körperlich sind wir zum jetzigen Zeitpunkt topfit." 


Mit dem OrangeCampus habt ihr Trainingsmöglichkeiten wie aus dem Bilderbuch - inwiefern verbessern diese Möglichkeiten euren Trainingsalltag?

"Man muss sich vorstellen, dass man an einem Tag wie heute in den Campus reinläuft, wir zwei sitzen jetzt hier in der Geschäftsstelle, ich laufe innerhalb von 30 Sekunden runter ins Kino - allein das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen - um dort Videoanalyse zu machen und dann innerhalb weiterer 30 Sekunden beim Athletik- oder Teamtraining zu sein. Nebenan ist ein Physiotherapeut, falls jemand behandelt werden muss. Kurzgesagt: dass man hier alles so vereinen hat können, man Laufwege von 20m von Station zu Station hat, ist ein absoluter Luxus. Viele, die das noch nie gesehen haben, können sich das nicht vorstellen und Leute, die den Campus zum ersten Mal betreten, kommen aus dem Staunen oft nicht mehr heraus. Das muss man sich einfach immer wieder vor Augen führen. Ich hab hier vor 20 Jahren unter anderen Umständen angefangen und diese Entwicklung mitzuerleben ist ein Privileg, das ich sehr genieße."
Abschlusstraining am OrangeCampus. Foto: Jule Niemeyer
Solltet ihr euch ins Finale spielen bestreitet ihr in kürzester Zeit die zwei wichtigsten Spiele der ganzen Saison. Was zählt in den knapp 24 Stunden zwischen den Partien und welche Erfahrungswerte aus 2022 willst du dies Jahr anwenden?

"Die Verwendung des Konjunktivs bei sollen versteh ich nicht ganz recht (lacht). Wenn wir das Finale spielen ist wirklich wenig Zeit - nach Abpfiff am Samstag bis zum TipOff circa 20 Stunden. Es geht einfach darum, dass sich die Jungs erholen. Körperlich sehe ich da kein großes Problem, da wir das durch den parallelen Spielbetrieb von JBBL und U18-Oberliga gewohnt sind. Letztes Jahr gab´s da eine ähnliche Situation in Bonn beim Top Four des DBB-Pokals. Das bekommen wir hin. Mental das Ganze zu verarbeiten wird sicherlich schwieriger - es sind nun mal einfach viele Eindrücke. Wir werden uns dann aber mit guter Laune der Vorbereitung auf den nächsten Tag widmen,  das hat vor zwei Jahren schon gut geklappt."


Was zeichnet euch als Team aus und weshalb habt ihr das Zeug die Meisterschaft zu holen?

"Wir verfügen über eine tiefe Bank und spielen zum Großteil seit Jahren zusammen. Wir finden immer wieder Lösungen, egal ob basketballerisch oder persönlich. Wir haben im Gegensatz zu anderen Teams bereits mehr Erfahrung mit Meisterschafts- und Do or Die-Spielen gehabt und sind daran stark gewachsen. Was mich am meisten überzeugt ist, dass die Jungs sich in den letzten Monaten wirklich - und da wiederhole ich mich jetzt - unglaublich resilient gezeigt, sich stark gemacht und ihr Ding durchgezogen haben. Wenn wir das am Wochenende ebenso handhaben und unseren Basketball aufs Feld kriegen, bin ich fest davon überzeugt, dass wir am Sonntag als Sieger zurückkehren."
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